Madox

Als ich Madox auf einem Foto im Tierheim das erste Mal gesehen habe, wusste ich sofort, dass er zu uns ins Tierhospiz kommen sollte. Was genau ich in seinen Augen sah, kann ich gar nicht richtig in Worte ausdrücken, es fühlte sich wie einer Art Wiedersehens Freude an. Als ich ihn abholte und wir bei uns ankamen, fiel er vor lauter Übermut und Freude fast aus dem Auto. Es erschien als kannte er sich bereits komplett bei uns aus. Er wusste, wo sich die Eingangstür befand, wo genau sein Zimmer war, kannte die Spaziergang Runde… So als wäre er schon immer bei uns gewesen. Wir hatten von Anfang an so viel Spaß zusammen und er war zu jedem Menschen freundlich und immer aufgeschlossen. Er genoss die Ruhe bei uns schaute sich oft die Eichen bei uns an und chillte auf seiner riesigen Matratze. Ich werde diesen ersten Augenblick als ich ihm gesagt habe, dass ich ihn sehr liebhabe und froh bin, dass er endlich bei uns ist, NIE vergessen. Er schaute mir lange in die Augen und gab mir einen dicken feuchten Kuss über mein Gesicht. Unsere Verbindung nahm von Tag zu Tag an Intensität zu und so verging ein Tag nach dem anderen.

Samstag, der 21. Mai begann zunächst wie ein ganz normaler Tag. Im Laufe des Nachmittages fühlte er sich nicht mehr so gut und ich entschied mich zum tierärztlichen Notdienst zu fahren. Ich beobachtete ihn bis spät in die Nacht und war am Sonntag ab 4:00 Uhr morgens direkt wieder an seiner Seite. Stündlich schaute ich nach ihm. Wir gingen gemeinsam raus, kuschelten viel, unterhielten uns und augenscheinlich sah es tatsächlich aus, als würde es ihm besser gehen. Bis zu diesem einen Moment, als wir gemeinsam draußen auf dem Boden lagen, er mich ansah und er mir das Gefühl von Abschied zukommen ließ. … Und auch wenn ich die lautlose Sprache der Tiere verstehe, lehnte mein Verstand dieses zu diesem Zeitpunkt zunächst komplett ab …Wir fuhren nochmal zum Notdienst und ich war die ganze Zeit an seiner Seite. Ich durfte sogar mit in den OP, um seine Pfote zu halten. Leider zeigte diese auch nur noch auf, dass das, was geschehen ist nie aufzuhalten gewesen wäre, sondern eigentlich eher nur eine Frage der Zeit gewesen ist, wann es passiert.

Madox entschied sich innerhalb von gerade mal 24 Stundenseinen Körper zu verlassen. Er entschied sich dazu am 17.Tag seit er bei uns war sich auf seinen letzten Weg zu machen. (die Zahl 17 bedeutet aus spiritueller Sicht betrachtet unter anderem: Das Licht am Ende des Tunnels)

Ich würde lügen, wenn ich mir nicht noch mehr Zeit mit ihm gewünscht hätte, aber er hat mir 18 Tage seines Lebens geschenkt und dafür bin ich unendlich dankbar. Meine Aufgabe war es ihn zu unterstützen und zu begleiten und in seinem Sinne zu handeln und ihn weiter ziehen zu lassen. Er sagte im Nachhinein zu mir, dass er nicht in einem Tierheim sterben wollte, sondern in einem richtigen zu Hause, wo er geliebt wird und dass er nie wieder das Gefühl von auf- bzw. abgeben erfahren wollte. – Dieses konnte ich im erfüllen –

Madox kam zu mir, um zu sterben. Schneller als von allen erwartet, aber das war sein Plan. Seinen letzten Spaziergang machte er hier übrigens noch mit seiner Lieblings Gassigängerin aus dem Tierheim, die ihn am Samstag noch besucht hatte. Auch wenn es alles zunächst sehr schmerzt, denn auch hier würde ich lügen, wenn es sich für mich nicht so anfühlen würde. Ich bin für solche Erlebnisse und Erfahrungen mehr als dankbar und weiß immer wieder, warum ich genau das tue, was ich tue…